33 Jahre - Portraits of Munich

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„Und diesen Freiraum, das zu erkennen, hat mir Patty geschaffen.“

„Alles was Patty ist, kommt aus mir raus. Drag ist ‘nur’ der Kanal für die Kunst. Es ist ein Kunstwerk, was ich schaffe. Und ich als Mensch bin der Künstler dahinter.

Ich habe schon immer Theater gespielt und mich für Kunst interessiert. Nach meiner Schulzeit hätte es einen Weg in diese Richtung geben können. Unsicherheit - sei es meine eigene oder die meiner Familie - haben mich allerdings auf einen vermeintlich leichteren Lebensweg geschickt.

Nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann, habe ich 11 Jahre lang diesen Karriereweg beschritten. Und ich war gut! Gleichzeitig musste ich irgendwann erkennen, dass ich jenes fürstliche Einkommen dafür brauchte, um mir diesen Job schön zu machen. Und diesen Freiraum, das zu erkennen, hat mir Patty geschaffen. Sie hat mir den Mut und die Sicherheit gegeben, dass da auch noch was anderes ist.

Ich begann mein Leben wie es war, mehr und mehr in Frage zu stellen. Es gab auch ein bisschen was nachzuholen. So habe ich nach über 10 Jahren, meinem Vater - welcher mir bis dahin vergeblich mehrfach die Hand reichte - endlich reinen Wein eingeschenkt. Ein Outing als schwuler Sohn und Drag Queen später, stand mein Vater kurz darauf in der ersten Reihe eines Szeneclubs und feuerte mich bei einer meiner Shows an. Bis heute ist diese Nacht, welche noch dazu auf meinen 28. Geburtstag fiel, eines der größten Geschenke, welches ich je erfahren durfte. Eine Erinnerung, die ich in tiefer Dankbarkeit ein Leben lang in meinem Herzen tragen werde.

Anfang 2019 hab ich dann die Entscheidung getroffen, auszusteigen. Das hat mir persönlich ganz viel Freiheit gegeben. Ich habe meine Bankkarriere an den Nagel gehangen und mich nur noch als Patty engagiert. Ein Jahr lang hab ich gestrampelt und mir eine neue Lebensgrundlage geschaffen. Und dann kam Corona und hat mir richtig den Arsch weggezogen. Rückblickend betrachtet konnte jedoch erst daraus mein Leben entstehen, wie ich es heute lebe.

Als Drag kannst du (fast) alles machen. Patty ist über die Zeit immer schöner, jünger und dünner geworden (schmunzelt). Sie ist die kleine, feine Dame, welche, wenn es darauf ankommt, das Vokabular einer Hafennutte hat. Sie ist einerseits Ventil und kostet gleichzeitig enorme körperliche Kraftanstrengungen, wenn ich sie raushole. Jedoch gibt es ganz viel zurück - von den Gästen, von einem selbst. Und das wiederum gibt mir dann neue Energie für den Alltag - das weltliche Leben sozusagen.“

Beruf: Drag Queen – Perfomance, Hosting, Comedy